Pflege mit Herz
Beruf, Familie und Pflege: Praktische Tipps und wertvolle Hilfe für die optimale Versorgung Ihrer Lieben.
Manchmal geschieht es schleichend, manchmal so schnell, dass einem der Kopf schwirrt vor lauter Dingen, die nun erledigt werden müssen. Wenn ein Familienangehöriger (plötzlich) pflegebedürftig wird, steht die Welt Kopf – für alle Beteiligten.
Über das Alter(n) spricht keiner gerne, dennoch sollte gerade dieses Thema schon frühzeitig besprochen werden. Wie möchten Sie im Alter leben? Welche Wünsche haben Sie im Falle einer Pflegebedürftigkeit? Gibt es bereits entsprechende Vollmachten (z.B. Patienten- oder Betreuungsverfügung, Vorsorgevollmacht) …
„Das Vorsorge-Set“ der Stiftung Warentest (16,90 €) enthält alle Formulare zum Heraustrennen und Abheften und führt Schritt für Schritt durch die wichtigen Dokumente.
Akuter Pflegefall
Manchmal muss es schnell gehen. Die ersten Schritte:
- Bei akutmedizinischer Versorgung im Krankenhaus: Sozialdienst einschalten!
- Antragstellung bei der Pflegeversicherung für den Pflegegrad (1–5)
- Im Vorfeld der MDK-Prüfung (Medizinischer Dienst der Krankenkassen): Pflege-Tagebuch führen; bei der Begutachtung sollte im Idealfall eine Person Ihres Vertrauens anwesend sein, die ebenso an der Pflege beteiligt ist; oft kann auch der Hausarzt Tipps geben
- Welche Wohn-/Pflegeform ist gewünscht?
- Übergangsversorgung (z.B. Kurzzeitpflege) sicherstellen
- Für die Pflege zu Hause: Vorkehrungen treffen, z. B. barrierefreie Wohnumgebung, Pflegebett etc.
- Über zusätzliche Unterstützungs- und Entlastungsleistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung informieren
Übrigens: Beschäftigte haben das Recht, bis zu zehn Arbeitstage der Arbeit fernzubleiben, wenn dies erforderlich ist, um im Akutfall eine bedarfsgerechte Pflege zu organisieren oder eine pflegerische Versorgung in dieser Zeit sicherzustellen. Als Ausgleich können Beschäftigte ein sogenanntes Pflegeunterstützungsgeld in Anspruch nehmen.
Die Begutachtung durch den MDK …
… bei gesetzlich Versicherten (bei Privatversicherten ist es Medicproof) ist die Grundlage für die Einstufung in einen Pflegegrad und damit für die Leistungen aus der Pflegekasse.
Der Gutachter kündigt seinen Besuch rechtzeitig an, sodass auch Angehörige oder eine Pflegeperson dabei sein können. Untersucht werden beispielsweise die Mobilität, kommunikative Fähigkeiten, die Selbstversorgung, aber auch soziale Kontakte. Nach der Begutachtung schickt der MDK das Gutachten mit einer Empfehlung an die Pflegekasse, die dann über den Pflegegrad entscheidet. Falls Sie mit dem Entscheid nicht zufrieden sind, können Sie Widerspruch einlegen!
Tipps zur Vorbereitung
Neben den Unterlagen (Krankenhaus-/Arztberichte, Medikamentenplan, evtl. Pflegedokumentation des Pflegedienstes) sollten Sie die folgenden Informationen bereithalten:
- Name des Hausarztes und evtl. weiterer Ärzte und ob bzw. wie oft Hausbesuche nötig sind
- Welche Krankheiten/Einschränkungen sind bekannt?
- Wird aktuell eine Heilbehandlung (Krankengymnastik, Logopädie etc.) durchgeführt?
- Gibt es bereits Hilfsmittel (Brille, Gehhilfe, Badewannenlifter u. Ä.)?
Es ist selten ein leichter Weg, den Sie gemeinsam mit Ihren Angehörigen gehen werden, aber mit ein wenig Vorbereitung wird er vielleicht weniger holprig.