Älter, weniger, bunter
Der demografische Wandel betrifft uns alle, verändert die Wirtschaft wie auch die Gastronomie.
Die GEVA wagt einen Blick in die Zukunft und beleuchtet, was „älter, weniger, bunter“ für die wahrscheinlich schönste Branche der Welt bedeutet.
Spricht man von der Zukunft Deutschlands, rückt ein Thema immer wieder in den Fokus: der demografische Wandel. Die Zahl junger Menschen sinkt kontinuierlich, während der Anteil der älteren Bevölkerung steigt. Laut Statistischem Bundesamt war 2019 bereits jede fünfte Person hierzulande älter als 66, jede zweite älter als 45 Jahre. Auch wenn seit knapp zehn Jahren ein leichter Geburtenanstieg zu verzeichnen ist, schreitet die Überalterung der Gesellschaft voran.
Kampf um den Nachwuchs
Unsere Gesellschaft befindet sich in einem dynamischen Alterungsprozess. Und das wird Auswirkungen haben – auch auf Gastronomie und Hotellerie. Beispiel Personal: Mitarbeitende im Gastgewerbe sind im Vergleich zu anderen Branchen überdurchschnittlich jung. Schon jetzt zeigt sich, dass es immer schwieriger wird, Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen. Der demografische Wandel wird das Problem weiter verschärfen. Der Kampf um den Nachwuchs wird härter und teurer werden. Umso wichtiger wird es sein, die Attraktivität gastronomischer Berufe – auch für Migrant:innen – nachhaltig zu verbessern und dies auch zu kommunizieren.
Veränderte Ansprüche
Doch es betrifft nicht nur das Personal. Mit zunehmendem Alter verändern sich auch die Ansprüche. XXLSchnitzel, Mega-Burger oder auch Maxi-Bratwürste mögen bei jungen Gästen durchaus beliebt sein, bei der Silver Society hingegen werden diese Angebote eher zu Schweißausbrüchen führen. Wer dahinter Trendverweigerung vermutet, liegt falsch: Im Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel, unser Kalorienverbrauch sinkt, es wird weniger Magensäure produziert und die Leber baut Alkohol schlechter ab. Was der Körper nun braucht, um in Form zu bleiben, sind jede Menge Mineralstoffe und Vitamine.
Eine Frage der Zeit
Der vorausschauende Gastronom sollte zudem nicht außer Acht lassen, dass sich ebenso der Geschmacksund Geruchssinn mit zunehmendem Alter verändern, die Sinne also schon etwas mehr befeuert werden müssen, um unterschiedliche Aromen wahrnehmen zu können. Im Klartext: Best-Ager-Küche braucht übersichtliche Portionen, frische und gesunde Zutaten, die ein oder andere Prise mehr an Gewürzen und einen Preis, der es ermöglicht, häufiger außer Haus zu essen. Denn erfahrungsgemäß lässt auch die Lust, am heimischen Herd zu stehen, mit den Jahren nach. Und das sind nur einige Beispiele für eine demografieangepasste Gastrostrategie. Barrierefreiheit, Bequemlichkeit (Möbel), Lesbarkeit (Karten) und Kommunikation nach dem KISS-Prinzip (Keep it short and simple) sind weitere. Wem es dann noch gelingt, sein Personal für die emotionalen Bedürfnisse der Best Ager zu sensibilisieren, liegt ganz weit vorn. Es muss umgedacht werden. Wer den demografischen Wandel jedoch als Chance begreift und frühzeitig darauf reagiert, braucht sich um seine gastronomische Zukunft wenig Sorgen zu machen. Die Kundschaft wird älter sein, aber nicht weniger bunt gemischt als heute.